Heimatfreunde Niederneisen: Gute Geister öffnen ihre Werkstatttüren
Die Fusion zweier ehemals eigenständiger Vereine garantiert seit nunmehr 40 Jahren den Fortbestand ehrenamtlichen Einsatzes zum Wohle der Gemeinde. Jetzt luden die Mitglieder des Obst-, Gartenbau- und Heimatfreundevereins Niederneisen zu einem Tag der offenen Tür ein, um über ihren unentwegten Einsatz für den Ort zu informieren.
Die meisten Bürger von Niederneisen wissen, dass ein Obst-, Gartenbau- und Heimatfreundeverein besteht. Nun hatten die Einwohner Gelegenheit, sich aus erster Hand zu informieren. Die Heimatfreunde veranstalteten nach einer Zeitspanne von zehn Jahren wieder einmal einen Tag der offenen Tür in ihrem Domizil im Keller der Kindertagesstätte.
Die Männergruppe wird in Niederneisen auch „gute Geister“ genannt, denn was diese Riege, von Altbürgern auch liebevoll als die „Kellerasseln“ bezeichnet, für den Ort leistet, ist enorm. Sie unterstützen durch ihr Tun nicht nur tatkräftig den Natur- und Umweltschutz in der Niederneisener Gemarkung und tragen damit zur Erhaltung einer schönen Kulturlandschaft und der menschlichen Gesundheit bei. Nein, sie leisten noch weitaus mehr. Vielerlei Aktionen und Projekte dienen dem Gemeinwohl der Bürger und sind im wahrsten Sinne „nicht mit Geld zu bezahlen“.
So betreut der Verein schon seit vielen Jahren Ruhebänke rund um den Ort. Im Lauf der Jahre wurden fast 100 Bänke hergestellt und an ausgewählten Orten platziert. Diese Sitzgelegenheiten werden, wenn notwendig, repariert oder instand gesetzt. Selbstverständlich erhalten sie auch immer wieder einen Erneuerungsanstrich.
Diese ehrenamtlich durchgeführten Bank-Arbeiten, die den Gemeindesäckel in keiner Weise belasten, verrichten die Männer vor allem in ihren Räumlichkeiten unterhalb der Kindertagesstätte. In mehreren Kellerräumen sind dort eine Schreinerei, eine Schlosserei, ein großzügiger Lagerraum sowie ein schmuckes Vereinsheim eingerichtet. Dort wird gehämmert, gesägt, geschweißt, gehobelt, geschliffen, genagelt, geschraubt, lackiert, repariert – und nach getaner Arbeit auch gefeiert.
Über die Ausstattung in den Werkräumen staunen die Besucher, wenn sie erstmals den Verein besuchen. Dort sind von der Hobelbank über eine Formatkreissäge, eine Bandsäge und eine Bandschleifmaschine alle Gerätschaften vorhanden, die in einer fortschrittlichen Schreinerwerkstatt nicht fehlen dürfen. Seit Kurzem verfügt der Verein zudem über eine moderne Absaugeinrichtung, an die sämtliche Geräte angeschlossen sind. Da die Männergruppe ihr Domizil unter der Tagesstätte eingerichtet hat, profitiert diese Betreuungseinrichtung natürlich ebenfalls vom Können ihrer „Untermieter“. Die reparieren defektes Mobiliar und Spielgeräte der Tagesstätte und packen auch im Außenbereich an, wenn es nötig ist.
Doch damit nicht genug. „Heinzelmännchendienste“ werden auch an anderen Stellen der Gemeinde erbracht. So haben die Männer beim Bau der Fluchtlichtanlage des Kleinspielfeldes mitgewirkt, bauten Buden für den Weihnachtsmarkt oder schufen am Wehr an der Aar einen Ruheplatz mit Tischen und Bänken sowie einem Insektenhotel.
Um all ihre Aktivitäten finanzieren zu können, führt der Verein im Ort schon mal eine „Altmetallsammlung“ durch, veranstaltet Grillfeste und beteiligt sich an Feiern und Festen im Ort: Sommer im Dorf, Kirmes, Weihnachtszauber. Und dann wäre da ja auch noch der sehr bescheidene Jahresbeitrag von gerade einmal 5 Euro, der für Ausgaben herangezogen wird. Hier denken die Vorstandsmitglieder über eine moderate Erhöhung nach. Trotz sehr bescheidenem Wetter kamen jetzt viele Besucher vorbei und staunten nicht schlecht. Denn die Gastgeber können nicht nur gut schreinern und zimmern. Sie können auch ganz exzellent grillen. Nicht nur aus diesem Grund zählen wohl lokale und überregionale Politgrößen zu den Mitgliedern des Vereins. Altbürgermeister Karl Werner Jüngst, Bundestagsabgeordneter Andreas Nick, Landtagsabgeordneter Matthias Lammert und der Bürgermeister aus Reit im Winkl, Josef Heigenhauser, schauen immer wieder bei den „Kellerasseln“ vorbei. Und beim Tag der offenen Tür war auch erstmals der Bürgermeister der VG Aar-Einrich, Harald Gemmer, zu Gast.
Der Verein mit dem langen Namen besteht seit dem Jahr 1980. Seinerzeit schlossen sich die bis dahin eigenständig arbeitenden Vereine Obst- und Gartenbauverein (Gründung 1931) und die Heimatfreunde Niederneisen (Gründung 1958) zusammen. Und der Verein zählt 40 Jahre nach dieser Fusion 220 Mitglieder.
Verein mit dem langen Namen besteht seit 40 Jahren
Quelle: Rhein-Lahn-Zeitung vom 05. Februar 2020 – Rolf Kahl